Preetzer Zeitung vom 16.05.1893:
"Herr Musikdirektor Möller hierselbst hat, wie wir hören, seinen an der Wakendorferstraße hinter der mechanischen Weberei belegenen Bauplatz nebst Garten an das adelige Kloster Preetz für 5000 Mark verkauft. Herr Möller hat gleich darauf die neben der Bergbrauerei belegene Koppel der Frau Wittwe Först für 4000 Mark wiedergekauft und beabsichtigt daselbst ein Wohnhaus auszuführen."
Würde man den damaligen Kaufpreis für das Grundstück in der Größe von rund 5.000m² auf die heutige Währung umrechnen, würde man lt. Statistischem Bundesamt auf einen Wert von 24.000 € (1 Mark etwa 6,-- €) kommen. Für damalige Verhälnisse unheimlich viel Geld.
Im Jahre 1896 ließ sich Musikdirektor Möller dann das zweistöckige Haus als Musikschule und Wohnhaus bauen.
"Er war es, der in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts am Schützenplatz (im Volksmund "am Baasberg") ein Haus mit vielen Zimmern und Übezellen baute, darin
er Lehrlinge der Musik aus ganz Schleswig-Holstein im Instrumentalspiel unterrichtete, ihnen Unterkunft und Essen bot sowie auf ihre Erziehung im richtigen Benehmen achtete. Die Lehrlinge
unterschrieben einen Vertrag auf vier Jahre. Geld wurde durch Tanzvergnügen verdient, bei denen aufgespielt wurde und bei denen, wie damals üblich, jeder Tänzer für jeden Tanz beim Dirigenten
bezahlen musste. Zu solchen Veranstaltungen gingen die Musiker manchmal zu Fuß bis nach Eckernförde."
Quelle: Heintzen, H.; Pauselius, P. (1998) Häuserbuch der Stadt Preetz
Musikdirektor Möller lebte in diesem Haus mit seinen Musikschülern. Das Erdgeschoß war in mehrere Kammern eingeteilt, die den Schülern zugewiesen wurden. Im Obergeschoß befand sich ein großes Musikzimmer. Selbst im Dachgeschoß wohnten zu seinerzeit bereits Musikschüler. Es wird vermutet, dass die Nutzung als Musikschule bis zur Zeit des ersten Weltkriegs (1914-1918) stattfand. Wahrscheinlich wurden viele der jungen Männer eingezogen.
Im Preetzer Volksmund um das Jahr 1900 herum hieß der Weg vom Eingang der Berg-Brauerei zum Brunnenweg "Baasberg". Wahrscheinlich ist, dass die Bezeichnung vom Wort
"Baas" (englisch und plattdeutsch: Boss) kommt, das soviel wie Vorsitzender bedeutet. Hier wäre dann der Bezug zum Musikdirektor gegeben. Baas = "Meister", Aufseher der Arbeitsleute. Dann
überhaupt "der erste, der beste", zum Beispiel beim Spiel, im Wettstreit. (aus dem Schleswig-Holsteinischen Wörterbuch, Buch der Straßennahmen in Preetz, Peter Pauselius)
Später schlich sich als offizielle Adresse irgendwann die Bezeichnung "Am Schützenplatz 11" ein, obwohl das Haus überhaupt nicht direkt am Schützenplatz liegt. Einer
Initiative des Stadtarchivars Peter Pauselius ist es zu verdanken, dass die Rück-Umbenennung des Straßenstücks im "Baasberg" Anfang 2018 durchgeführt wurde.